
Raffi
Küstenmutti und die Bazillen
So. Fast ein Jahr genau nach dem letzten Eintrag melde ich mich zurück. Hatte ich nichts zu erzählen? Klar hatte ich das. Hatte ich keine Lust? Klar hatte ich die. Aber ich hatte schlicht keine Zeit.
Abgesehen von meiner permanenten Müdigkeit, einem Schreibaby und einem dreijährigen in einer bilderbuchreifen Trotzphase, haben wir uns spontan ein sanierungsbedürftiges Haus gekauft. Jo. Man hat ja sonst nichts zu tun im Leben.
Nein, im Ernst. Im Mai 2016 haben wir uns tatsächlich eine alte Immobilie eine Ortschaft weiter angeeignet und es über vier Monate komplett saniert. Der zweite Elternzeitmonat meines Mannes wurde quasi zweckentfremdet, aber das war es definitiv wert.
Jetzt sitze ich nämlich in meinem neuen Esszimmer, eine hübsche Tasse mit duftendem Earlgrey neben mir, schaue aus dem Fenster und bin immer wieder stolz wie Bolle auf das, war wir geschafft haben.
Aber darauf wollte ich eigentlich gar nicht hinaus. Das ist nur die Ausrede gewesen für meine Schreibfaulheit. Aber ich gelobe Besserung.
Heute ist so ein Tag, an dem Schreiblust und Zeit aufeinander treffen. (Und Frust und das Bedürfnis, sich über Murphys Gesetz auszulassen.) Liebe Dana, folgendes ist auch für dich. Mein erster Gedanke grade eben galt nämlich dir. Na ja, und ich habe auch an unsere Sofas gedacht.
Nr. Zwei liegt grade oben in seinem Bett und will nicht schlafen. Er hat noch NIE seinen Mittagsschlaf verweigert. Man muss ihm aber auch zugute halten, das er sich vor Husten eben ins Bett übergeben hat und er vermutlich einfach nicht mehr einschlafen kann.
(Keine Panik, ich habe brav erst alles weggemacht, bevor ich den Laptop gestartet habe.)
Ich hoffe zumindest, das es wirklich reinweg am Husten lag, und sich nicht wieder mal eine Magen-Darm-Grippe pünktlich zu den Feiertagen anmeldet. Das hatten wir nämlich einen Tag vor Heiligabend schon. Da hatte Nr. Eins unser Sofa beglückt, und zwar so spontan, das wir nur noch zugucken konnten. In der darauffolgenden Nacht hatte ich den Spaß, zwei Tage später mein Mann.
Suuuper.
Das Jahr davor schrie Nr. Zwei sich noch seine Lunge aus dem kleinen Leib, das Jahr davor hatte Nr. Eins eine ganz fiese Bronchitis, das Jahr davor...
Und heute, Karfreitag, spuckt Nr. Zwei also ins Bett. Es ist sowas von zum ... na, ihr wisst schon. Es reicht also nicht, das Bazillen und Viren sowieso schon kleine Mistviecher sind, nein, sie scheinen auch noch ganz klar einen Plan zu verfolgen. Ich kann sie quasi in ihrer eigenen verseuchten Bar, die Hände aneinander reibend, tuscheln hören: "Komm, Magidarmi, warte noch einen Tag, morgen ist es viel lustiger, da haben die sich verabredet!" - "Ok, Bronchi, hast recht. Willst du Pfingsten dafür haben, wenn ich Ostern bekomme?" - "Kein Problem. Aber,hey, hast du Scharlach in der letzten Zeit mal gesehen? Oder ist der bis Weihnachten im Urlaub?" - "Nee, Scharlach wartet auf DEREN Urlaub. Die wollen doch im Sommer weg! Ha ha ha!"
So sieht es doch aus, oder?

Gut, ich will nicht kleinlich sein, ich wurde von Gott nicht nur mit zwei Kindern gesegnet, sondern auch noch mit Kindern, die bei Krankheit trotzdem meistens noch gut drauf sind. Entweder liegen sie still und kuscheln, oder lachen gleichwohl, sie sind selten jaulig dabei.
Aber Erbrochenes wegmachen ist trotz grinsender Kinder keine schöne Aufgabe, und zu den Großeltern fährt man dann auch nicht mehr zum Eiersuchen.
Und jetzt sitze ich halt am Laptop, ärgere mich ein bisschen über Murphy, weil wir eigentlich gleich verabredet sind und versuche, nicht gegen Nr. Zweis fehlenden Mittagsschlaf anzusehen.
Ändern kann ich es ja eh nicht.