
Raffi
Küstenmutti und die Emanzipation
Bedeutung laut Duden:
Befreiung aus einem Zustand der Abhängigkeit; Selbstständigkeit, Gleichstellung
Beispiel: Gesellschaftliche Emanzipation, rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung (der Frau mit dem Mann)
Ja. Emanzipation. Ein Thema, das mir schon länger auf der Seele brennt. Ein Thema, zu dem ich schon oft heftige Debatten geführt habe. Ein Thema, das längst überholt sein sollte und das man eigentlich schon sowas von über ist.
Ich bin es eigentlich auch über, sehr sogar. Aber solange dieser Begriff immer wieder aus der Schublade geholt wird und als Waffe gegen jede Frau, die nicht arbeiten geht, geschwungen wird, wird es uns verfolgen.

Eigentlich sollte die Emanzipation der Frau ja etwas Positives darstellen. Eigentlich.
Sehen wir uns unsere Gesellschaft allerdings genauer an, sehen wir, daß wir noch weit, weit entfernt vom gesetzten Ideal sind. Mal abgesehen von den üblichen Themen wie "gleicher Verdienst wie Männer" und "weibliche Führungspositionen in Chefetagen".
Ich möchte mich hier einmal der Emanzipation der Hausfrau widmen.
Meine Mama war/ist eine Hausfrau. Ich habe eine fünf Geschwister, da war es für sie einfach nicht drin, arbeiten zu gehen. Wenn wir nach Hause kamen, war sie immer da.
Ich gebe zu, hat mich damals jemand gefragt, was meine Mama denn beruflich machen würde, druckste ich etwas herum, bevor ich: "Meine Mama ist nur Hausfrau..." nuschelte. Und zurecht, wenn ich an die Blicke der meisten zurückdenke. Ihre Blicke drückten nämlich oft "Wie kann man nur nur Hausfrau sein?" aus.
Heute betrifft es mich quasi selbst. Wenn ich jemandem erzähle, momentan in Elternzeit zu sein, ist oft die erste Frage: "Und wie schnell gehst du wieder arbeiten?"
Im Ernst. Haushalt ist scheiße. Und definitiv nichts für Faule.
Ich finde, im Großen und Ganzen gehört der Hausfrau viel mehr Respekt und Bewunderung entgegengebracht, als sie bekommt.
Wenn ich überlege, wie viel ich putze und aufräume, wie viele Waschmaschinen und Trockner ich fast täglich anschmeiße, wie viel ich für die Kinder hin und her fahren muss, wie viel ich koche und einkaufe.... manchmal sehne ich mich echt nach meiner Arbeit im Büro zurück.
Ich gebe es zu - ich bin keine Vollbluthausfrau. Backen und Einmachen sind Hobbies - aber das Saubermachen und Sauberhalten ist sowas von lästig.
Ich persönlich halte nicht viel von dem blöden Spruch: "Mütter haben klebrige Böden, schmutzige Fenster, ungewaschene Wäsche und glückliche Kinder."
Wie eklig ist das denn bitte? Natürlich ist es nicht immer geleckt bei mir, und manchmal liegt die Wäsche zwei Tage im Trockner. Aber alles in allem habe ich es gut im Griff.
Und keiner kann mir erzählen, daß er einen Endorphinrausch erlebt, wenn er mit den Füßen in den Teigresten von vor vier Tagen hängenbleibt.
Ja ja, ich weiß, es ist überspitzt. Was ich damit sagen will: Ich halte mein Haus sauber, weil es einfach so muss und wir uns alle so wohler fühlen. Nicht, weil ich es toll finde, dafür zu sorgen. Wenn ich könnte, hätte ich eine Putzfrau, eine Waschfrau und einen Fensterputzer.
Und deswegen gebührt jeder Frau (und natürlich auch den wenigen Hausmännern) ein enormer Applaus, die das alles schafft und gleichzeitig für ihre Kinder da ist. (Ja, ich applaudiere mir jetzt auch einfach selbst.)
Für mich bedeutet Emanzipation nicht, das eine Frau besser ist als ein Mann, oder das sie hundert Dinge gleichzeitig erledigen kann. Für mich bedeutet es, das sie machen kann, was sie will. Und wenn sie Hausfrau sein will, dann soll sie das bitte sein. Keiner hat das Recht, sie dafür antiquiert zu nennen oder zu bemitleiden - denn das ist meiner Meinung nach absolut rückständig.