
Raffi
Küstenmutti und eine beschi**ene Situation
Ja, ich gebe es zu. Man stumpft definitiv ein bisschen ab als Mutter. Zwangsweise. Es geht schließlich ums Überleben. Und deswegen komme ich auch um so einen Beitrag einfach nicht rum.
Wer also noch von der rosaroten "Kinder-machen-alles-schöner-Zukunft" träumt, in der es rein um sonntagmorgendliches Gruppenkuscheln im Bett, gemeinsames Lachen beim Abendbrot und zeitungslesende Papas, kussverteilende Kinder und entspannte Mamis geht - lest nicht weiter.
Oder stellt euch der Realität.
Vor meiner Mutterschaft war ich ein bisschen verklemmt (ja.. nur ein bisschen.... ) was bestimmte Themen angeht. Meine Freunde machten sich regelmäßig darüber lustig, dass mir Worte wie "kacken" einfach nicht über die Lippen kommen wollten. Eigentlich konnte ich sie nicht mal denken. Und nun? Mutterschaft hat mich versaut.
Hat man sein Baby endlich zur Welt gebracht, lernt man sehr schnell: Das Glück der gesamten Familie hängt vom Stuhlgang ihres Sprösslings ab. Es ist plötzlich das Thema Nr. 1. Farbe, Konsistenz, Häufigkeit. (Zur Verteidigung, es hängt tatsächlich viel davon ab - nichts ist fieser, als ein Baby mit Verstopfung oder Durchfall oder, oder, oder....)
Das Schlimmste an der Sache: Es fällt uns Eltern irgendwann nicht einmal mehr auf.
Selbst wir, die wir uns geschworen haben, niemals vor anderen darüber zu reden, erwischten uns dabei, beim Frühstücken mit unseren (kinderlosen) Freunden irgendwann einmal ganz lapidar folgende Konversation zu führen:
"Er hat grade AA gemacht."
"Oh, gut, dann ist das ja durch. Wie sah es aus?"
"Ok, bisschen wie Mousse. Nicht mehr so flüssig wie gestern. Eher cremig."
Die Blicke unserer Freunde waren, gelinde gesagt, irritiert.
Jaaa. Wir sind ekelig. Aber an alle, die noch kinderlos sind - so sieht es leider aus.
Sind die Windeln dann irgendwann endlich passé und das Kind geht auf die Toilette, ist das Thema noch immer nicht erledigt. Es nimmt nur andere Dimensionen an.
War ich immer ein großer Materialist und meine Wunschliste ellenlang, bin ich heute schon zufrieden, wenn ich mal alleine ins Bad kann.
Nr. Eins liebt es nämlich, einem zuzugucken. Ob beim Duschen, Baden oder eben beim Toilettengang. Das ist wirklich furchtbar enervierend.
Ich werde alles daran setzen, dass Nr. Zwei das Thema nicht so spannend finden wird.
Den Höhepunkt erlebte mein Mann kürzlich, als er ins Bad wollte. Er schloß die Tür ab - irrtümlich annehmend, dadurch seine Ruhe haben zu können. Eine abgeschlossene Tür spornt unseren Großen allerdings eher an.
Im Wohnzimmer sitzend hörte ich also, wie er gegen die Tür trommelte und so laut rief, dass es vermutlich die ganze Stadt hören konnte:

"Maaaachst duuuuu AA, Papaaaaa?!"
"Nr. Eins, lass mich mal bitte zwei Minuten alleine."
"Ich will zugucken!"
Ich: "Lass Papa doch mal alleine auf Klo gehen!"
Nr. Eins: "Nein, ich will zugucken!"
Ich: "Nein, lass Papa in Ruhe und komm her."
Pause. Pause. Nr. Eins: "Ich muss auch auf die Toilette."
Er applaudiert sich momentan auch fein selbst, wenn er erfolgreich auf Klo gewesen ist und möchte jedes Mal, dass es ja alle erfahren. Sein Lieblingsspruch: "Willst du auch mal sehen?"
Unser "Hauptklo" ist direkt neben der Haustür. Ich befürchte, unsere Nachbarn haben seither jeden Toilettengang gebührend mitfeiern dürfen.
So sieht es aus. Elternschaft ist auch durchaus auch eine besch... eidene Angelegenheit. Erst, wenn ihr mal mit einem dreieinhalb jährigen am Bein und einem dreimonatigen Baby gleichzeitig im Tragetuch versucht habt, das Bad aufzusuchen, dann wisst ihr, was "Leben am Limit" heißt.