- Raffi
Küstenmutti und das Versagen
*Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie enthalten*
Schnallt euch an, ihr Landratten. Das wird ein Mimimipost. Ganz spontan.
Irgendwohin muss die Negativtätigkeit ja - und da es ja gerade in ist, für schlechte Stimmung zu sorgen, bin ich mal dabei, wa?
Ja, ihr seht schon, mir sprühen die Regenbogenstreusel aus den Ohren. (Ich wollte ja eigentlich Arsch sagen. Aber ich bin ein Blog mit Niveau.)
Während ich hier also sitze und meinen Kaffee trinke (schwacher Trost, by the way. Der Wodka wäre jetzt absolut lustiger. He he. Absolut. Versteht ihr?), heule ich. Ja. Ich h.e.u.l.e.
Ich heule, weil meine allerliebsten drei Herzstücke heute gleichzeitig beschlossen haben, meine Entscheidungen und mich schei... blöd zu finden. Das äußert sich darin, das alles, was ich sage und was ich möchte und was ich tue... schei... blöd ist. Und sie mir das auch in jeglich erdenklicher Art und Weise kundtun. Laut.
Und dabei das Haus verwüsten.
Ferien. Yeeeha.
Einkaufen gehen ist kein Spaßausflug. Das weiß ich. Gehört auch nicht meinen liebsten Hobbies. Ist aber ab und zu notwendig - und manchmal müssen halt auch die Kinder mit.
Klar könnte ich Nr. Drei auch mit einer Tüte Cornflakes ins Gitterbett setzen für die Zeit. Kommt aber nicht überall so gut an.
Und Nr. Eins und Nr. Zwei alleine zusammen zu Hause... Hm. Zur Zeit? Nope. Nopedinopenope. Never. Ever. Sie nerven zwar manchmal, aber ich hätte am Ende des Tages doch gerne noch drei Kinder am Start. Ich hänge ja doch schon irgendwie ein bisschen an ihnen.
Das die Kinder das Einkaufen ohne Aussicht auf eine Belohnung (dass ich koche hat sie nur so semi beeindruckt) nicht grandios finden, verstehe ich. Ist, als wenn ich in den Baumarkt muss. Nicht spannend.
Aber ja, heute hätte ich echt ein wenig mehr Kooperation gebraucht.
Stattdessen hat Nr. Zwei sich nonstop waghalsig an den Wagen gehängt, während Nr. Drei versucht hat, aus genau dem zu fliehen. Versucht mal, Sachen aus dem untersten Regal zu holen, während euer anderthalbjähriges Kleinkind ständig versucht, aus dem Sitz zu klettern.
Heute hat sie dazu entweder Sachen aus den Regalen gezogen - oder wieder aus dem Wagen geworfen.
Als ich Rabenmutter dann auch noch versucht habe, ihr eine Flasche Wodka aus den Händen zu entwinden, hat sie sich aus Bock auch noch nett den Kopf am Wagengriff angehauen. Geschrei den restlichen Einkauf über.
Nr. Zwei hat währenddessen um sein Leben diskutiert, etwas zum Spielen zu bekommen. Verhandlungen mit einem Vierjährigen. In Dauerschleife.
Wat soll ich sagen? Heute war ich die Mutter, die mitleidige Blicke bekommt. Oder missbilligende.
Zuhause versuchte Nr. Drei Harakiri zu begehen, indem sie auf die Straße lief, während ich das Auto zu machte.
Und drinnen warf Nr. Eins einfach so eine Dose Knete nach seinem Bruder, die ihn ausgerechnet im Gesicht traf.
Habe ich bis hierhin noch (schweißgebadet, zugegeben) geatmet und versucht, die Contenance (ich sagte ja, Blog mit Niveau) zu bewahren...
Von klamaukigem Familienfilm zur Tragödie in drei...zwei...booom.
Zeitlupe. Nahaufnahme.
Verzerrtes Gesicht. Gekeife. "Eeeeeeeees reeeeeiiiiicht!" Gestampfe. Ins-Zimmer-Geschicke.
So viel Wut.
Wut auf die Kinder, die schon seit halb sieben ihre schlechte Laune an mir auslassen. Wut auf mich, weil ich wütend bin und genauso reagiert habe, wir Nr. Zwei im Laden, weil er das Bausteinset nicht mitnehmen durfte. Ich meine, ich bin doch die Erwachsene. Ich müsste sie doch auffangen?
Jo. Vielleicht bin ich verwöhnt, weil es sonst nicht so abläuft. Eigentlich sind meine Kinder kooperativ. Meistens zumindest. Ehrlich jetzt.
Natürlich fliegen hier auch die Fetzen, Geschwister piesacken sich (Grüße gehen raus an die restlichen Lappen, die sich meine Geschwister schimpfen. Lest ihr den Kram hier eigentlich? Dann will ich zum Beweis JETZT eine Nachricht.) und bei fünf verschiedenen Persönlichkeiten und Wünschen kann es nicht immer pure Harmonie geben.
Muss es auch nicht.
Aber ich gebe zu, heute den Traumfänger für drei gleichzeitig phasige (das gefällt mir. Phasig. Gibt es das Wort schon? Ich bin phasig. Er/sie/es sind phasig. Wir phasen...) Kinder zu geben... das war viel.
Vielleicht hätte ich gestern damit besser umgehen können. Vielleicht wäre es morgen auch anders gewesen.
Hätte hätte.
Heute war ich wohl auch phasig.
Heute fühle ich mich dabei wie ein Versager. Ein Versager mit Kopfweh.
Und nein. Ich brauche keine Bestätigung und kein Mitleid.
Ich weiß, ich bin eigentlich eine gute Mutter. Aber so, wie Kinder ein Recht auf Gefühle haben, habe ich auch ich das Recht, mir jetzt grade Leid zu tun. Ganz alleine auf der Couch.
(Die Kinder sind mit einer Tüte Cornflakes in ihrem Zimmern. Nein. Spaß. Cornflakes gibt's nur für artige Kinder.)
Und jetzt mache ich Mittagsschlaf.