- Raffi
Küstenmutti und der Stress
Ja, da liege ich jetzt also schon die zweite Woche auf der Couch, "halblang" machen.
Ausruhen. Dem Stress entgehen. Ha ha.
Die Bauchbohne randaliert schon unangemessen viel und das Immunsystem hat sich auch verabschiedet.
Das schlimmste an der Sache? Ich habe ja irgendwie selbst Schuld. Klasse, oder? Ich kann nicht mal mit dem Finger auf jemanden zeigen und ordentlich "Buuuuh!" rufen. Es sei denn, ich probiere es vor dem Spiegel...
Entspannen. Dem Stress entgehen. Gilt es denn überhaupt noch als Entspannung, wenn man sich dazu zwingen muss? Ich bin ehrlich, ich tue mich sehr, sehr schwer damit.
Irgendwas ist doch immer zu tun. Wäsche machen. Bad putzen. Kochen. Die Fenster könnten auch mal wieder gereinigt werden. Schränke aussortieren. Garten machen.
Termine. Kind 1 zum Sport, Kind 2 zum Sport. Verabredungen. Arztbesuch. Schulaufführung. Kindergartenbacken. Elternabend Schule/Kiga.
Und alles in den Nachmittag und Abend gequetscht, vorher noch die Arbeit.
Ja, das brauche ich euch nicht zu erzählen. Den meisten berufstätigen Eltern geht es so und bei manchen scheint es auch reibungslos und total gechillt zu funktionieren. Es funktioniert.
Aber ehrlich gesagt - ich persönlich habe in der letzten Zeit halt hauptsächlich irgendwie ... funktioniert.
Es waren so viele Faktoren, die Hyperemensis in den ersten 18 Schwangerschaftswochen, die Weihnachtszeit, die Krankheitssaison der Kinder (sie liegen im übrigen just wieder beide auf der Couch. Herr Mittelohr und Frau Mandel lassen grüßen....) und mir, die auch pünktlich im Dezember startete und bis heute anhält.... und irgendwie läuft und läuft es trotzdem immer weiter. Man steht auf und macht und tut und fällt ins Bett und steht wieder auf.
Was ich in den letzten Wochen aber auch gelernt habe - Stress haben ist in. Es ist total cool, wenn man sagen kann "Ich hab zu viel zu tun."
Ernsthaft.
In so vielen Unterhaltungen wird sich damit profiliert, wer am wenigsten schläft, am längsten arbeitet, die anstregendsten Kinder und die meisten Termine hat. "Selbst zum Arzt? Wann soll ich das denn machen?" (Im übrigen einer meiner Lieblingssätze in der letzten Zeit gewesen, ich nehme mich davon also nicht aus.)
Das schlimme - es ist ja wirklich so. Man hat nicht mal Zeit, selbst zum Arzt zu gehen... man hetzt von a zu b zu c und bringt den Kindern auch gleich früh bei, was Stress bedeutet.
Kennt ihr auch so Gespräche, die damit enden, dass jemand "Na, du hast es ja gut, dafür habe ich gaaaaar keine Zeit.", oder "So viel Zeit möchte ich auch mal haben!", oder "Also, das geht bei mir ja gaaaaar nicht, ich habe noch den und den und den und den Termin!" zu euch sagt? Und ihr euch dann schlecht fühlt, weil ihr ein Buch gelesen/eine Serie gesehen /euch eine Massage gegönnt habt?
Mir geht es auf jeden Fall so. Ich erwische mich mittlerweile dabei, dass ich gar nicht erzählen mag, wenn mein Terminkalender mal ein freies Zeitfenster aufweist (auch damit keiner versuchen kann, es zu füllen) oder ich mal ein Buch bis nachts um zwei nicht weglegen konnte. Es kommt aber auch ganz selten vor. #ichschwör
Zeit für mich. Wie d e k a d e n t.
Pünktlich sein ist quasi mein Markenzeichen, fragt meinen Mann mal. Ich bekomme buchstäblich Magenschmerzen, wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, zu spät zu kommen.
Dementsprechend kann ich ordentlich zur Furie werden, wenn es darum geht, meine drei Männer - die alle in einer ganz anderen Zeitzone zu leben scheinen - zeitgerecht aus dem Haus zu bekommen. Stress. Manchmal schon direkt morgens um sieben.
Ich weiß leider, vieles lässt sich nicht so ohne weiteres ändern. Vieles muss so laufen, damit der Alltag läuft. Ich kann die Jungs ja nicht länger schlafen lassen, sie können nicht einfach zu spät in die Schule / in den Kiga gehen. Ich kann nicht zu spät zur Arbeit kommen oder zu spät zu Hause sein.
Ich kann Arzttermine nicht einfach sausen lassen und Omas und Opas wollen auch mal besucht werden. Freunde werden sowieso schon zu oft vernachlässigt.
Ich habe noch kein Patentrezept für das ganze Dilemma hier, sorry. Solltet ihr nur deswegen hoffnungsvoll bis hierhin gelesen haben... mir war einfach nach einem #mimimi -Post. So, geteiltes Leid und so, nä?
Ihr seid aber die ersten, die davon erfahrt, wenn ich die Lösung gefunden habe.
Mein Fazit -
ich will wirklich versuchen, dieses Jahr achtsamer mit mir und meiner Familie umzugehen.
Ich möchte die Termine und Nachmittagsbeschäftigungen reduzieren und den Kindern mehr Raum für Spontanität geben. Selbst wieder spontaner werden und Lücken im Kalender haben.
Ob ich Kontrollfreak das auch wirklich schaffe ... werdet ihr hier bestimmt nachlesen können. ✌
